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Kunst und Kinder

Stefan Scherer | Kunst und Texte | Kunst und Kinder | Galerie im Ganserhaus | 09.10.2011

 

Ich persönlich war sehr überrascht von der künstlerischen Qualität der Arbeiten und so war es dann auch ein wirkliches Vergnügen mit der Unterstützung von Anna und Katrin Meindl diese Ausstellung so zu hängen, wie sie hier jetzt zu sehen ist.

 

Wir hatten uns nämlich, nach ein paar Diskussionen über eine Wettbewerbs- dokumentierende Hängung, also eine Art Ranking der Preisträger dann doch entschieden – diese Kinder-Kunst-Schau, wie eine regelrechte Kunstausstellung zu präsentieren, weit ab von Klassenzimmer- oder Kindergartenästhetik. Am Ende waren wir dann aber doch regelrecht verblüfft, wie leicht, schnell und fließend uns das gelungen ist

 

Wem oder was aber haben wir das zu verdanken? Ich denke das, was wir hier sehen sind die ästhetisch beindruckenden Ergebnisse eines außergewöhnlich produktiven Zusammenwirkens auf ganz unterschiedlichen Ebenen:

 

Das sind zunächst die Kinder, welcher ihrer besonderen Sicht auf die Welt ästhetischen Ausdruck verleihen konnten, deren Eltern, die diese besondere Form Welt zu erleben und auszudrücken als Erziehungs- und Sozialisierungsprozess wertschätzen, die Kunstpädagogen – und natürlich müssen wir hier besonders Ute Lechners großartigen Einsatz und den ihrer Malschule würdigen – , die erst die Plattform für all diese ästhetischen Erfahrungen bereitet hat und nicht zuletzt die Wirtschaft und hier sind es die Raiffeisenbanken, die mit dieser Form des Sponsoring, die ästhetischen Erfahrungen und künstlerischen Abenteuer unserer Kinder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben

 

Dabei gibt es viele Für und Wider in Sachen Kunstunterricht und Kinderwettbewerbe. In wie weit, z.B. ist es möglich Kinder künstlerisch anzuleiten, ohne sie durch die eigenen Handschrift, also die des Lehrers zu sehr zu beeinflussen, womöglich mit dem Ergebnis, dass mit der Trennung von Schule und Lehrer, der Verlust an künstlerischer Ausdrucksfähigkeit oder dem Interesse daran einher geht. Oder sind Wettbewerbe tatsächlich sinnvoll für den ästhetischen Selbstfindungsprozess von Kindern, in dem das Miteinander doch wichtiger scheint, als das Gegeneinander. Aber genauso, wie die Vielzahl künstlerischer Positionen in unserer zeitgenössischen Kunst-Epoche des „Anything goes“, – existiert ebenso um uns eine Fülle sozialer und ästhetischer Möglichkeiten mit all ihren ideologischen Widersprüchen. Und gerade dies spiegelt ganz wunderbar den eigentlichen Profit des Kunstschaffens von Kindern und ihrer ästhetischen Erfahrungen. Es fördert nämlich die Fähigkeit offenen Situationen nicht nur zu ertragen, sondern immer wieder herzustellen, diese persönlich zu verarbeiten und am Ende sogar zu präsentieren, wie hier in dieser Ausstellung. Denn das ästhetische Erfahren eines Kunstwerks bedeutet nicht nur Teilhabe am Leben, wie es ist, sonder kann auch als „Kritik des Lebens“, jenes Lebens, wie wir es vorfinden, angesehen werden.

 

Nicht umsonst riet der Kölner Ästhetik-Professor Bazoon Brooks den deutschen Bänkern 2009, sich in ihrer Krisenbewältigung bei Künstlern Rat zu holen. Denn kein Berufsstand ist darin erfahrener, für niemand sonst ist die Krise produktiver – und als Künstler darf ich sagen – nirgendwo wird schöner gescheitert als in unseren Ateliers. Und so stellt der Erwerb eben dieser Fähigkeit, der kreativen Bewältigung von Widerständen, Desorientierungen und Irritationen für mich den eigentlichen Wert dieser Ausstellung dar, abgebildet in diesen wunderbaren Dokumenten, die hier als Kunstwerke ihren Ausdruck finden.

 

Und wirklich jedem, der dies möglich macht, fördert und unterstützt, ob Eltern, Pädagogen oder Bänker, sei dafür herzlich gedankt und ganz besonders unseren mutigen und so begabten Kindern.

 

Stefan Scherer | 09.10.2011

 

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